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Regiobus 500 ­pendelt stündlich zwischen Sigmaringen und Überlingen

Der neue Regiobus 500 ­pendelt stündlich zwischen Sigmaringen und Überlingen.
Momentan wird das Angebot aber nur sehr ­verhalten genutzt.

Von Katy Cuko 

Die Verkehrsbetriebe KVB Sigmaringen und RAB Bodenseekreis lassen gemeinsam die Regiobus-Linie 500, hier auf dem Pfullendorfer Busbahnhof, über Land fahren. | Bild: Katy Cuko
 
Überlingen/Pfullendorf – Es regnet in Strömen, kein schönes Wetter für einen Ausflug am Samstag. Der Busbahnhof in Überlingen ist fast menschenleer. Nur eine Frau steigt mit in den Regiobus 500 ein. Die Fahrkarte nach Sigmaringen ist schnell gelöst. 8,30 Euro kostet die einfache Fahrt. Hier gilt der Preis des Verkehrsverbundes Naldo, obwohl man in Überlingen eigentlich mit Bodo-Tarif fährt. Mit 14,40 Euro für ein Tagesticket kommt man für die Hin- und Rückfahrt am selben Tag günstiger weg. Und mit dem Gruppen-Tagesticket für 19,50 Uhr könnten am Wochenende sogar fünf Leute mit dieser Linie in die Hohenzollernstadt fahren und sich beispielsweise das Schloss dort anschauen. Sightseeing ganz entspannt. In einer Stunde und sechs Minuten sollen wir planmäßig an der Endstation sein.

Wir Frauen sind allein im Bus und schnell miteinander im Gespräch. Bis vor kurzem war Karla Schneider in der Regel drei Stunden – manchmal sogar länger – unterwegs, um ihre Freunde in Sigmaringen zu besuchen. Drei Mal musste sie mindestens umsteigen, erzählt die Überlingerin, die über Tuttlingen mit dem Zug fuhr. Ein Auto besitzt sie nicht. "Jetzt bin ich in einer reichlichen Stunde da. Da fahre ich freilich öfter", sagt sie lachend. Seit dem 1. März ist er unterwegs, der neue Regiobus Donau-Bodensee. Das Werbeplakat klebt noch an der Fensterscheibe. "Das neue Angebot: Sigmaringen – Pfullendorf – Überlingen und zurück. Sieben Tage in der Woche. Schnell und bequem."

Der Fahrplan ist als Überlandlinie des ÖPNV sehr attraktiv. Werktags startet der erste Bus schon um 5.18 Uhr am Überlinger Busbahnhof, sonn- und feiertags zwei Stunden später – stündlich bis 23.18 Uhr. Die Betriebszeiten orientieren sich an den Zugfahrplänen, denn der Regiobus soll – nicht nur auf der Linie Donau-Bodensee – Pendler rechtzeitig zur Arbeit und Ausflügler beispielsweise am späten Abend auch wieder heim bringen, ohne das Auto nutzen zu müssen. Der Regiobus 500 ist beispielsweise mit den Zollern-Alb-Bahnen 1 und 2 und mit der Donaubahn vernetzt. Er ist eine von fünf Regiobus-Linien, die das Land aus dem 2015 neu aufgelegten Landesprogramm fördert. Der Betrieb wird im ersten Jahr mit etwas mehr als einer Million Euro unterstützt, wobei das Land die Hälfte des Abmangels trägt. Alle fünf Linien verbinden Mittelzentren miteinander, für die es keine direkte Zugverbindung gibt. Solche Verbindungen braucht es, wenn das Land, wie Verkehrsminister Winfried Hermann angekündigt hat, flächendeckend einen ganztägigen Stundentakt mit Zügen, Bussen und Sammeltaxis etablieren will. Mittelfristig sieht das Landeskonzept rund 50 Regiobus-Linien vor, die zentrale Orte bis hin zu Unterzentren an das Schienennetz anbindet.

Dass sich die neuen Regiobus-Linien im ersten Jahr wirtschaftlich tragen, ist höchst unwahrscheinlich. Kurz vor 11 Uhr biegt der "500er" auf dem Weg nach Sigmaringen auf dem Pfullendorfer Busbahnhof ein. Bis dahin ist der Bus durch Owingen und Herdwangen nahezu an jeder Haltestelle vorbeigefahren. Erst in Pfullendorf steigt eine junge Frau mit einem kleinen Mädchen ein, das eine große Auswahl hat, um in der nächsten halben Stunde ein paar der 21 Sitzplätze auszuprobieren. Der Busfahrer allerdings ist sich sicher, dass sich die neue Linie im Lauf der Zeit etabliert. "Das wird schon werden", sagt er. Tagsüber und unter der Woche stiegen bereits immer mehr Fahrgäste ein, hat er beobachtet. Ein Problem habe er nur mit der Ansage, jeder Regiobus nehme bis zu fünf Fahrräder mit. "Wo soll ich die denn hinstellen?", fragt er. Zwei seien okay, aber wenn dann noch eine Mutter mit Kinderwagen zusteige, werde es eng. Schließlich sei er für die Sicherheit an Bord zuständig.

Der Mann redet gern während der Fahrt, die gemütlich über Land führt. Auch an den nächsten acht Haltestellen braucht er nicht anzuhalten. Draußen warten keine neuen Fahrgäste, drinnen will keiner aussteigen. Gemütlich rollt der moderne Niederflurbus auch durch Weihwang und Krauchenwies, bevor er eine kurvige Serpentine nach Sigmaringen hinauf fahren muss. Wer sich an den Bildern der vorbeiziehenden Landschaft satt gesehen hat, kann zum Zeitvertreib auch mit seinem Smartphone spielen. Der Regiobus hat kostenloses WLAN, in das man sich problemlos einwählen kann.

In Hedingen steigt doch noch jemand dazu, ein junger Mann, der eine Monatskarte hat. Draußen ist das Wetter immer schöner geworden. Als der Bus um 11.23 Uhr in Sigmaringen in Sichtweite des Schlosses anhält, haben sich die Regenwolken komplett verzogen. Bevor der Busfahrer "tschüss" sagt, erklärt er noch, dass der Bus für die Rückfahrt genau gegenüber hält. Es wird doch noch ein schöner Ausflug.
 
Die Verbindung
Die Regiobus-Linie Donau-Bodensee betreiben die Verkehrsunternehmen KVB Sigmaringen und DB Zugbus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) gemeinsam. Das Konzept entstand in enger Abstimmung der beiden Landkreise Sigmaringen und Bodensee. Unter anderem mussten die Tarife zweier Verkehrsverbünde – Naldo und Bodo – aufeinander abgestimmt werden. Wegen des Regiobus' dehnt sich Naldo nun bis nach Überlingen aus, und Bodo erstreckt sich nun auch auf alle Ortsteile von Pfullendorf und Wald.

Die Zahl der Fahrägste auf der neuen Regiobus-Linie 500 ist noch überschaubar, was der kleinen Tania viele Gelegenheiten bietet, ein paar der 21 Sitzplätze auszuprobieren. | Bild: Katy Cuko

Quelle: Südkurier/Bodensee 29.04.2016