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Warum der Regiobus 500 für Pendler nicht mehr wegzudenken ist



Der Regiobus 500 bringt Pendler, Schüler und Ausflügler von Sigmaringen über Pfullendorf und Owingen nach Überlingen. Die Fahrgastzahlen sprechen für sich: Er ist der erfolgreichste Regiobus in ganz Baden-Württemberg.


Andreas Zörner arbeitet beim Biogroßhändler Bodan und fährt täglich mit dem 500er von Pfullendorf zur Arbeit nach Überlingen. | Bild: Jürgen Baltes

Von Jürgen Baltes
Andreas Zörner ist ein echter Fan des 500er-Busses. Seit dreieinhalb Jahren fährt der Mitarbeiter des Überlinger Biogroßhändlers Bodan täglich mit dem Regiobus von Pfullendorf zur Arbeit ins Gewerbegebiet Oberried. „Der Stundentakt passt gut zu meinen Arbeitszeiten“, sagt Zörner, der auch die Zuverlässigkeit des Busses schätzt.

Der 500er sei fast immer pünktlich und in der ganzen Zeit noch kein einziges Mal ausgefallen. Früher ist Zörner von Owingen mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. „Das geht jetzt leider nicht mehr“, erzählt er. Und das Auto sei für ihn keine Alternative. Wie Zörner nutzen mittlerweile etliche Pendler den Bus aus dem Hinterland, der in einer guten Stunde von Sigmaringen über Krauchenwies, Pfullendorf, Herdwangen-Schönach und Owingen zum Überlinger Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) fährt.


Früh am Morgen ist noch wenig los am ZOB Überlingen. Das ändert sich aber bis 8 Uhr schlagartig. | Bild: Jürgen Baltes

Die ersten drei bis vier täglichen Pendler kommen dort bereits um 5.25 Uhr an. Manche fahren dann direkt weiter Richtung Friedrichshafen, denn der Bus ist auf die Fahrzeit der Deutschen Bahn abgestimmt. So etwa ein junger Mann, der um 4.48 Uhr in Pfullendorf los muss, um pünktlich zu seinem Job nach Markdorf zu kommen.

Ist der erste Bus noch fast leer, kommen um 6.35 Uhr bereits deutlich mehr Pendler am ZOB an. Den nächsten Bus um 7.32 übernehmen dann die Schüler. Er sei selbst überrascht, wie gut die Linie angenommen werde, sagt einer der sechs Fahrer, die täglich mit drei Bussen auf der Strecke unterwegs sind.

Neben Pendlern und Ausflüglern auch viele Schüler im Bus
Voll sei der Bus vor allem morgens um 7 und 8 Uhr in Richtung Überlingen, und dann wieder um 12, 13 und 15 Uhr zurück. Denn neben Pendlern und Ausflüglern machen Schüler, etwa aus Owingen, das Gros der Passagiere aus. Laut Bahn-Tochter RAB, die die Strecke im Auftrag des Landkreises Sigmaringen und des Bodenseekreises betreibt, ist das kurze Stück zwischen Überlingen und Owingen der am stärksten frequentierte Abschnitt der gesamten Strecke.


Der 500er-Bus im Überlinger Gewerbegebiet: eine zuverlässige Verbindung auch bei Wind und Wetter. | Bild: Jürgen Baltes

Dass der seit 2016 fahrende 500er eine Erfolgsgeschichte ist, wurde zuletzt im Juli deutlich, als Ministerpräsident Winfried Kretschmann eine Bilanz der 36 Regiobus-Linien zog, welche das Land Baden-Württemberg mit hohen Millionenbeträgen fördert. Die Linie Sigmaringen-Überlingen wurde hier als klarer Spitzenreiter genannt, mit einer Verdreifachung auf rund 1150 tägliche Fahrgäste – von den Verlusten während der Corona-Zeit einmal abgesehen.

„Insgesamt haben wir auf der Strecke bislang 2,2 Millionen Passagiere befördert“, sagt Max Stöhr, Leiter des Fachbereichs Kommunales und Nahverkehr beim Landratsamt Sigmaringen. Weiteren Auftrieb erwartet er durch das neue Jugendticket des Verkehrsverbunds Naldo, das ab März 2023 für 365 Euro im Jahr kommen soll.

Der 500er Bus ist hier – wie in allen Naldo-Zeitkarten – bis nach Überlingen integriert. So können etwa Tübinger oder Reutlinger Studenten mit ihren Semestertickets kostenlos nach Hause oder zum Ausflug an den Bodensee fahren. Umgekehrt geht es mit Bodo-Zeitkarten aber nur bis Pfullendorf. Wer weiter will, braucht ein Naldo-Ticket.

Trotz vieler Fahrgäste macht der Bus jährlich Verlust
Kooperationen mit Veranstaltungen sollen zusätzliche Fahrgäste bringen. Für das Narrentreffen im Februar 2023 in Sigmaringen etwa führe man bereits Gespräche, sagt Max Stöhr. Dennoch wird der 500er-Bus wohl auf absehbare Zeit ein Zuschussgeschäft bleiben. Insgesamt 1,15 Millionen Euro habe der Betrieb im Jahr 2021 verschlungen, rechnet Stöhr vor.

Dem stünden Ticketeinnahmen von 215.000 Euro gegenüber. Um wirtschaftlich rentabel unterwegs zu sein, müsste der Bus also fünfmal so viele Fahrgäste befördern. Am Verlust von gut 900.000 Euro, dem sogenannten Abmangel, beteiligt sich das Land Baden-Württemberg zur Hälfte.

Finanzierung ist bis 2025 geregelt

Die andere Hälfte teilen sich die Landkreise entsprechend der Streckenanteile (Sigmaringen 71,5 Prozent, Bodenseekreis 28,5 Prozent). Gesichert ist diese Finanzierung vorerst bis 2025. Darüber hinaus muss neu verhandelt werden. Angesichts Energiekrise und Inflation seien die Rahmenbedingungen nicht gerade einfach, wie Kommunalmanager Stöhr einräumt.

Ungeachtet dessen soll ab Dezember ein weiterer Regiobus im Hinterland starten. Hier fährt bereits die Linie 600 zwischen Meßkirch und Sigmaringen. In gut einem Jahr kommt dann der geplante Regiobus 800 hinzu. Er soll Pendler von Bad Saulgau über Ostrach nach Pfullendorf bringen – mit nahtlosem Anschluss an den 500er nach Überlingen.

Quelle: Südkurier 13.11.2022